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Ein persönlicher Blog über alles, was mich interessiert, also überwiegend Programmierung im Allgemeinen und Spieleprogrammierung im Speziellen.

Word & Co haben zu viele Nachteile

Ein Appell auch anderen Programmen als Word eine Chance zu geben

Tobias Wink

Lesezeit: 4 Minuten

WYSIWYG

Diesen Beitrag möchte ich meiner kleinen Schwester und all den Anderen widmen, die der Meinung sind, Hausarbeiten, Abschlussarbeiten etc. mit Word verfassen zu müssen und dabei nicht in der Lage sind, Seitenzahlen, Inhaltsverzeichnisse oder andere Notwendigkeiten zu integrieren. Im Endeffekt geht es bei solchen Arbeiten doch eigentlich nur darum, ein PDF mit dem gewünschten Inhalt zu erstellen, um es entweder digital einzureichen oder auszudrucken.

Was ist gegen WYSIWYG-Textverarbeitungsprogramme einzuwenden?

  1. Sie bieten zu viele Möglichkeiten, sie falsch zu bedienen. Es fängt schon damit an, dass man einen Absatz unabhängig seiner Formatvorlage formatieren kann, so dass, wenn man nicht aufpasst, Wildwuchs entsteht. So habe ich schon Dokumente sehen dürfen, bei denen sich der Verfasser gewundert hat, dass die Generierung des Inhaltsverzeichnisses nicht funktionierte. Die Ursache war schnell gefunden, wenn man sich die Gliederung des Dokuments angesehen hat, denn es existierten für das Programm keine Überschriften. Für das menschliche Auge waren die Überschriften vorhanden, aber alle angeblichen Überschriften hatten die Formatvorlage Absatz.
  2. Die Versionierung bzw. Änderungsnachverfolgung ist kompliziert und viele haben davon noch nie gehört. Noch dazu ist es umständlich, mit mehreren Personen ein einzelnes Dokument zu bearbeiten, da die verschiedenen Versionen eines Dokuments erstmal wieder zu einem Dokument zusammengeführt werden müssen.

Was gibt es für Alternativen?

  • TeX bzw. LaTeX: LaTeX ist eigentlich der Standard für Ausarbeitungen im MINT-Umfeld. Es besitzt ein sehr sauberes Layout mit einer hervorragenden Formelunterstützung. Es bietet beinahe so viele Möglichkeiten zur Formatierung wie Word & Co und dank pdflatex erzeugt man auch direkt PDF-Dateien. Es gibt etliche Editoren, Tutorials und Templates im Internet. Auch ich habe fast alle meine Ausarbeitungen während des Studiums mit LaTeX geschrieben. Dabei habe ich Texmaker als Editor benutzt und meine Vorlage für meine Thesis war die Allgemeine Vorlage von Matthias Pospiech, welche eine sehr gute Grundlage bietet und super dokumentiert ist.
  • DocBook: DocBook ist OASIS-Standard und basiert auf XML. XML ist nicht gerade für seine gute Lesbarkeit für Menschen bekannt, aber nach etwas Übung kann man sich daran gewöhnen. Leider sind mir keine kostenlosen WYSIWYG-Editoren für DocBook bekannt. Es gibt eine große Vielfalt von Ausgabeformaten wobei HTML, EPUB und PDFs wohl die Interessantesten davon sind. Sollte einem das Standard-Layout nicht zusagen, so sind fundierte XSL- bzw. XSLT-Kenntnisse vonnöten. Ich hatte vor einigen Jahren die Aufgabe genau solche Layout-Anpassungen vorzunehmen und würde sagen, dass solche Abänderungen nur dann die Mühe wert sind, wenn man die entsprechenden Stylesheets langfristig nutzen möchte.
  • AsciiDoc: AsciiDoc nutzt ein vereinfachtes Markup, welches wie Markdown mit zusätzlichen Metadaten ist. Dadurch ist auch der Quellcode für Menschen lesbar. So kann man sich bei der Erstellung einfach auf den Text konzentrieren, ohne vom notwendigen Markup abgelenkt zu werden. AsciiDoc nutzt HTML und DocBook als Ausgabeformate und kann somit über DocBook als Zwischenformat auch zum PDF weiterverarbeitet werden, aber unterliegt damit natürlich denselben Anforderungen für ein entsprechendes Ergebnis.
  • pandoc: Pandoc soll das Schweizer Taschenmesser sein, wenn man ein Textformat in ein anderes übersetzen möchte. Laut der Pandoc Homepage gibt es 21 Eingabeformate und 37 Ausgabeformate, wobei alle bislang vorgestellten Formate auch als Eingabeformate vertreten sind. PDF wird als Ausgabeformat über LaTeX als Zwischenformat unterstützt.

Es gibt sicherlich noch einige andere Alternativen, aber ich will es an dieser Stelle belassen. Persönlich habe ich mit LaTeX und DocBook bereits gearbeitet und die anderen beiden vorgestellten Alternativen nutzen LaTeX bzw. DocBook als Zwischenformat auf dem Weg zum PDF. Sowohl LaTeX, als auch DocBook erfordern eine entsprechende Einarbeitungszeit. Wenn man nicht gerade die mächtige Formelengine von LaTeX benötigt oder vielleicht sogar ein bestimmtes LaTeX-Template verwenden muss und bislang noch keine Erfahrung damit hat, würde ich nicht unbedingt LaTeX empfehlen. DocBook würde ich nur denjenigen empfehlen, die bereits Erfahrung mit HTML und dementsprechend dem Verpacken der Texte in passende Tags haben. Wie gut pandoc wirklich ist, kann ich nicht einschätzen, aber je mehr Features eine Anwendung hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teil davon fehlerhaft ist. Daher bin ich ein Verfechter des KISS-Prinzips und würde zu AsciiDoc tendieren.

Zwar war es auch ein Teil meiner Recherche, zu diesem Artikel nach möglichen Editoren zu suchen, aber mit den Ergebnissen möchte ich mich nun auf meine Empfehlung AsciiDoc beschränken. Sehr aufschlussreich dazu war die Seite von Asciidoctor, die eine gute Übersicht liefert. Hervorheben möchte ich dabei AsciiDocFX. AsciiDocFX ist ein Standalone Editor, der mit JavaFX geschrieben ist und daher auch ein Oracle JRE für den Betrieb benötigt. Er bietet eine integrierte Live-Preview und auch die von mir gewünschte PDF-Exportmöglichkeit. Besonders gefallen hat mir dabei die Möglichkeit, ein Sample Book zu erstellen, welches erstmal alle grundlegenden Funktionen für die Erstellung einer Ausarbeitung in einem Beispiel zeigt.

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Über Mich

Ich bin nur ein einfacher Mensch, der sich etwas mit Computern beschäftigt. 😉